Bin ich befangen? Gute Frage! Und ich sage Dir: Sebstverständlich! Genauso wie Du, denn jeder hat seine Geschichte und Kultur.
Es wäre mir eine Ehre, wenn Du Dich mit mir dennoch auf eine Entdeckungsreise machst und bisherige Positionen einfach hinterfragst und den Mut hast genau hinzuschauen.
„Die reden sich doch alles schön. Theologen drehen sich die Texte solange hin, bis das rauskommt, was sie wollen!
Diese ganze Regenbogen-Bewegung ist gottlos und gefährlich. Wir müssen wieder zurück zu den originalen Werten.“
Bin ich befangen?
Selbstverständlich! Mein Sohn ist schwul. Mein früherer Freund aus Schulzeiten im Internat hat sich später geoutet. Ich war auf seiner Hochzeit. Im Gemeindedienst hatte ich mit wertvollen Menschen zu tun, die mit ihrer Homosexualität ringen, oder die vorher ein Mann waren und sich viele Fragen stellen, oder jene, die sich fragen, ob sie ihr lesbisch sein in der Gemeinde wirklich outen sollen. Letztlich über die Jahre sind es aber nur ganz wenige. Keine LGBTQ*-Flut, die unsere Gemeinde überflutet. Daher könnte man das Thema also recht entspannt diskutieren. Unsere bürgerliche brave adventistische Welt ist in keinster Weise in Gefahr. Das ist tatsächlich bei allem Medienhype auch Realität!
Eine Entwicklung
Meinem alten Schulfreund habe ich noch geraten, dass er biblisch gesehen zwar gerne schwul sein könne, aber es eben nicht ausleben dürfe. Allen theologischen Versuchen, die biblischen Texte zum Thema Homosexualität zu erklären, habe ich eher misstraut. Ich will mir die Bibel nicht schön reden! Lieber schwierige Texte stehen lassen, als sie platt bügeln. Ich konnte es nicht wirklich zusammenbringen, die biblische Verurteilung und gleichzeitig, dass Schwule ja niemanden wirklich schaden. Wo ist also das Problem? Ich zog mich darauf zurück, dass ich die Widersprüche nicht lösen könnte, aber eben mein Sohn mein Sohn bleibt. Inzwischen ist mein Verständnis breiter und tiefer geworden.
Die Bibel bleibt
Die Bibel ist für mich Gottes Wort. Sie ist von Menschen in ihrer Sprache und mit ihrer kulturellen Prägung geschrieben woran. Doch diese Menschen wurden durch den Heiligen Geist geleitet und inspiriert. In ihr und durch sie entdecke ich den Willen und das Wesen Gottes.
Die Bibel ist ein Art Bibliothek von Büchern, die über mindestens 1500 Jahre hinweg entstanden sind. Sie ist nicht von Gott diktiert, aber ihre Schriften sind inspiriert. Die Bibel erzählt uns, wie Menschen Gott begegnet sind, wie sie ihn erlebt haben, wie er sich ihnen offenbart hat und wie das Wesen Gottes und seine Idee für unser Leben ist. Oder wie es der Apostel Petrus schreibt:
2. Petrus 1,21 (LU)
Denn es ist noch nie eine Weissagung aus menschlichem Willen hervorgebracht worden, sondern getrieben vom Heiligen Geist haben Menschen in Gottes Auftrag geredet.